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Anmeldebestätigung und Rednerliste

Gestern nachmittag ist die Anmeldebestätigung der Versammlungsbehörde Berlin für die am Samstag stattfindende Fuckparade eingetroffen. Zuvor gab es schon eine Genehmigung durch das Bundesinnenministerium, die uns den Start am Potsdamer Platz innerhalb des befriedeten Bezirks gestattet. Somit steht der geplanten Durchführung nichts mehr im Wege.

Die Fuckparade hat sich seit 2001 von ihrer Rolle als „wütende kleine Schwester“ der Love Parade gelöst und diese überlebt. Sie wendet sich u.a. gegen eine Kriminalisierung von Künstlern und deren Veranstaltungen, setzt sich für eine wohlwollende Auslegung des polizeilichen Ermessensspielraums bei Konflikten ein. Miteinander reden statt räumen. Ferner fordert sie eine Anerkennung, nicht Behinderung, von Subkultur als Ursprungsort musikalischer Innovationen und als wichtiger sozialer Freiraum. Für temporäre kulturelle Projekte sollen Lösungen gefunden werden, die sich nicht an dem überholten Gastronomiegesetz orientieren, sondern pragmatisch, ohne großen bürokratischen Aufwand und Kosten zu realisieren sind.

Raver mit T-Shirt vom Tresor blickt auf die Abriß-Ruine des ClubsFuckparade 2005: Raver vor der Tresor-Ruine (Foto & ©: Marco Microbi)

Kundgebungsbeginn ist um 15:00 am Tresor (Potsdamer Platz), ab 16:00 geht’s dann über die Leipziger Straße, Wilhelmstraße, Mohrenstraße, Friedrichstraße, Kochstraße, Oranienstraße, Adalbertstraße, Bethaniendamm, Schillingbrücke, Holzmarktstraße und Stralauer Platz zum Ostbahnhof. Es wird voraussichtlich 14 kurze Redebeiträge geben und etwa 10 Wagen, dabei sind Soundsysteme von Speedcore bis Elektro, von Drum’n’Bass bis Punk.

Die Strecke führt an eingeebneten, geschlossenen oder von der Schließung bedrohten Clubs und Projekten vorbei, angefangen vom Tresor über E-Werk, WMF, Exit, Trash, Köpi, Planet, Deli, WTF, Maria am Ostbahnhof, Ostgut, Casino, Nontox und vielen mehr. Wo vormals lebendige Subkultur gedieh, findet man jetzt nur noch karge Mondlandschaften.

Vor der Tschechischen Botschaft in der Wilhelmstraße sowie dem Tschechischen Kulturinstitut in der Friedrichstraße werden wir anläßlich der brutalen Räumung des Freetekno-Festivals „CzechTek“ demonstrieren, was unsere Form von Kulturverständnis ist. Kultur nicht nur im musikalisch-künstlerischen Sinne, sondern auch im friedlichen Miteinander. Am vergangenen Wochenende gingen 1000 Polizisten nahe der tschechischen Stadt Mlýnek mit unglaublicher Brutalität gegen die Besucher des Festivals vor. Die Fuckparade protestiert scharf gegen diesen menschenverachtenden und einer Demokratie unwürdigen Akt von Polizeigewalt.

Redebeiträge

  1. Manifest zu CzechTek vor der Tschechischen Botschaft
  2. Mathias Hofmann (AStA TU Berlin): Konsumterror is fucking my brain
  3. Michael Schmacke (Bergpartei): 565 Jahre gegen den Schloßbau
  4. Hans Cousto (Eve & Rave): Kultur als Ware versus Kultur als Lebensart
  5. Ingo Baader (inura – international network for urban research and action): Der Sound der Stadt
  6. fake mistress und dr.nexus: anders
  7. Trauma XP (Fuckparade): Trauerrede für einen verblichenen Club
  8. Séamus O’Donnell (Radiokampagne): Bald ein freies Radio in Berlin?
  9. Dirk Kronberger (Trashcave e.V.): Sucht Euch was aus!
  10. Dr. Seltsam: Subkultur in Berlin
  11. Initiative für Freiräume in Berlin: Freiräume in Berlin
  12. Dakee Soundsystem: o.T.

Zwei weitere Redebeiträge sind noch nicht 100% bestätigt. Zum Abschluß der Demonstration wird der bei der Berlinale 2005 eingereichte Dokumentarfilm von Peter Wick über die Fuckparade zu sehen sein.

Abends sind einige Parties mit einem breiten Untergrund-Spektrum angekündigt, etwa im Tacheles, in der Köpi oder im Pulp Mansion. Übrigens läuft noch bis einschließlich 20. August die Ausstellung „9 Jahre Fuckparade im Rotation Plattenladen, Weinbergsweg 3, kuratiert von Co-Anmelder moog_t.

Kontakt:

Martin Kliehm (DJ Trauma XP)
trauma@fuckparade.org, www.fuckparade.org