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Fuckparade demonstriert vor Tschechischer Botschaft

Am vergangenen Wochenende wurden Besucher des Free-Techno-Festivals „CzechTek in der Nähe der tschechischen Stadt Mlýnek von der Polizei brutal vertrieben. Dabei gab es hunderte Verletzte, viele davon wurden schwer verletzt.

Die Fuckparade nimmt dies zum Anlass, ihre für kommenden Samstag geplante Wegstrecke zu verlegen und direkt vor der Tschechischen Botschaft gegen diesen menschenverachtenden und einer Demokratie unwürdigen Akt von Polizeigewalt zu protestieren.

Hintergrund

Das Festival fand auf einem legal gemietetem Grundstück statt. Dennoch behauptete die Polizei, es sei eine illegale Veranstaltung. Viele der Besucher verstanden die Durchsagen nicht, schließlich kam es zur Räumung des Geländes. Dabei gingen die 1000 Polizisten mit unglaublicher Brutalität gegen die Tanzenden vor, unterstützt von Wasserwerfern, einem Räumpanzer sowie Helikoptern im Tiefflug. Bei geparkten Autos wurden die Scheiben eingeschlagen, Tränengasgranaten ins Innere geworfen und die Insassen am Aussteigen gehindert. Am Boden liegende wurden getreten, wehrlose auf brutalste Weise zusammengeschlagen. Technische Ausrüstung wurde gezielt zerstört.

Anscheinend wurden auch hier so genannte Offensivgranaten eingesetzt, „Schockgranaten“, die auf geringe Distanz verheerende Wirkung haben. Bei einem ähnlichen Einsatz vor fast genau zwei Jahren wurde einem französischen Raver von einer Offensivgranate eine Hand abgerissen. In der Bretagne gab es damals mindestens 28 Verletzte, davon vier Schwerverletzte.

In Deutschland wurde das Festival EastTek am 16. Juli geräumt. Entgegen den Zusagen der Polizei kam es zu massiven Kontrollen beim Abzug. Vor einem Jahr wurde nahe Freiburg das Festival SouthTek geräumt, dabei wurde Tränengas eingesetzt, eine Frau wurde durch Tritte ins Gesicht verletzt, sieben Tanzende wurden festgenommen.

Konsequenzen ziehen

Die Fuckparade wendet sich seit jeher gegen Repression und Polizeigewalt sowie die Kriminalisierung von Party-Organisatoren und -Besuchern. Tanzende sind keine Terroristen!

Polizisten in Europa schlagen, treten, brechen Knochen. Setzen Wasserwerfer, Tränengas und Granaten gegen Tanzende ein. Sie lügen, wenn sie Zusagen machen. Sie zerstören mutwillig Fahrzeuge und Ausrüstung. Und all das bleibt ohne Konsequenzen.

Natürlich sind nicht alle Polizisten so. Aber wo sind die Whistle-Blower in den eigenen Reihen? Wo sind die Innenminister, die solche Brutalität verurteilen und ahnden? Wo bleibt der Aufschrei der Gesellschaft? Keiner kann mehr leugnen, dass es zu diesen brutalen Übergriffen kam und immer wieder kommt.

In Tschechien gibt es seit dem Wochenende beinahe täglich Demonstrationen. Die Raver werden dabei unterstützt von Ex-Präsident Vaclav Havel.

Am Samstag wird die Fuckparade zunächst vor der Tschechischen Botschaft in der Wilhelmstraße 44 in Berlin-Mitte, im weiteren Verlauf vor dem Tschechischen Zentrum in der Friedrichstraße 206, dem offiziellen Kulturinstitut der Tschechischen Republik, lautstark demonstrieren, was unsere Form von Kulturverständnis ist. Kultur nicht nur im musikalisch-künstlerischen Sinne, sondern auch im friedlichen Miteinander.

Hooligans in Uniform: Maskierter tschechischer Polizist zeigt den MittelfingerDie Fuckparade wird sich um Aufnahme von Dialogen zwischen Polizeiführung, Innenministern und Vertretern der Freetechno-Szene bemühen. Wir fordern eine wohlwollende Auslegung des polizeilichen Ermessensspielraums. Wir fordern Toleranz und Dialog. Wir empfinden es als unser Recht, öffentlichen Raum ohne großen bürokratischen Aufwand und ohne Überwachung nutzen zu können. Wir erwarten, dass Zusagen verbindlich sind. Wir fordern, dass polizeiliche Übergriffe verfolgt und streng geahndet werden. Sie sind kein Kavaliersdelikt! Dazu muss es aber auch ein Umdenken bei der Polizei selbst geben: Hooligans in Uniform sind dem Ansehen einer Demokratie schädlich und absolut untragbar! Konsequenzen ziehen, jetzt!

Kontakt:

Martin Kliehm (DJ Trauma XP)
trauma@fuckparade.org, www.fuckparade.org