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Rede von Dr. Motte auf der Fuckparade 2006

Kontakte zwischen der Fuckparade und Dr. Motte bestehen seit vielen Jahren. Auch wenn wir seine spirituellen Ansichten nicht immer teilen, respektieren wir sein soziales Engagement, zum Beispiel bei der gemeinsamen Demonstration gegen Polizeigewalt in Frankreich. Diese Rede wurde von ihm am 29. Juli 2006 auf der Fuckparade in Berlin gehalten. Er vertritt darin die Überzeugung, daß die Zusammenarbeit in der elektronischen Musikszene beispielgebend sein sollte für die Weltpolitik, die im Gegensatz dazu von Kriegen und Konflikten bestimmt wird. Er leitet dann über von der individuellen sozialen Harmonie zum Groove, dem „Rhythmus des Universums“ im Symbol „Om“ und dem Aufruf, sich selbst einzubringen.

Dr. Motte mit Mikrophon Ich möchte noch einmal alle Teilnehmer der Fuckparade 2006 ganz herzlich willkommen heißen.

Es wäre ein Fehler zu vermuten, wir wären ein Teil einer apathischen Generation. Doch sollte die verbale Abstinenz der Jugend nicht als billige Inkaufnahme des Status Quo interpretiert werden. Es ist nicht so, das wir alles glauben was wir lesen. Und wir wissen sehr gut, daß die weltweiten Regierungen bewaffnet sind. Wie irrsinnig ist es doch, daß globale Beziehungen immer noch durch Kriege gekennzeichnet sind. Der einzige Gewinner in Kriegen ist immer die Rüstungsindustrie. Haben wir nicht irgend etwas aus dem 20. Jahrhundert gelernt? Was wollen wir unseren Kindern lehren?

Der Dissens der Jugend existiert. Wenn man der Jugend zuhört, wird man es wahrnehmen. Nicht in der Form von gesprochenen Worten, aber in Form von stampfenden Rhythmen der verschiedenen Jugendkulturen, die demonstrieren, daß Krieg keine Antwort ist. Alle verschiedenen Jugendkulturen können zusammen tanzen wie eine einzige.

Wir sind überzeugt, daß Frieden in der Gesellschaft gefördert werden muß. Durch Menschen, nicht durch Politiker. Wir leben in einer post-politischen Ära, in der Menschen ihr Vertrauen in gewählte Offizielle verloren haben und den Glauben daran, Politiker würden fortschrittlich agieren.

Es ist also an der Zeit, neue Räume in der Politik innerhalb der sozio-kulturellen Gesellschaft zu öffnen. Solch ein Platz ist die Musikwelt und im besonderen die elektronische Musik. Große Umwälzungen sind in der Musikszene zu Gange, mit Musikern, die ihr eigenes Label starten und über das Internet mit MP3s ihre Titel veröffentlichen. Die Musikszene nimmt Kanäle des musikalischen Ausdrucks in Besitz, die den großen Konzernen gehören.

Wir demonstrieren, daß Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund fähig sind, solidarisch zu sein. Ihre Aversion zueinander ist zwar angelernt, aber ihre Fähigkeit, gemeinsam zu grooven, ist angeboren. Wir sind hier mit Soundsystems, nicht mit Gewehren. Es ist kein Protest gegen irgendetwas an sich. Es ist vielmehr eine Demonstration der Fähigkeit, der ethnisch vielfältigen Menschheit eine Einheit durch musikalische Kooperationen zu erlangen.

Die Welt ist zerbrochen durch Konflikte unter den Völkern. Wenn die Menschheit überleben will, ist eine Evolution des menschlichen Bewußtseins erforderlich. Ohne diese Adaptierung werden wir weitermachen mit unserem egoistischem Weg des ökologischen und sozialen Zerfalls.

Durch den gemeinsamen Tanz der Ravebewegung vermögen wir die heilenden Aspekte des Klanges in die Gesellschaft zu bringen, um ein globales Bewußtsein der wahren menschlichen Natur als verbundene Menschen zu fördern. Wenn wir musikalisch kooperieren können, können wir auch sozial kooperieren und werden so Kriege verhindern.

Wir setzen ein Beispiel für den ganzen Planeten. Diese neue Bewegung ist nicht durch Religion oder Volkszugehörigkeit, sondern durch das gemeinsame Interesse an einer harmonischen Existenz gekennzeichnet. Eine Existenz, die nicht durch Teilung, sondern durch Respekt und Toleranz für unsere menschliche Vielfalt charakterisiert ist. Es liegt an uns, unsere Erfahrung der sozialen Harmonie in die Welt zu bringen. Um als eine Familie zusammen tanzen zu können, müssen wir dem Groove, der uns zusammen bringt, zuhören. Er ist da. Er existiert.

Er existiert in der allgegenwärtigen Schwingung, das jedes Atom und jede Welle der auch elektromagnetischen Energie ausmacht. Die ultimative Anwendung der Musik als therapeutisches Medium bezieht die Synchronisation des natürlichen Rhythmus des Universums, welcher ein Teil von uns ist, mit ein. Das Sanskrit-Symbol „Om“ () beschreibt diese Schwingung in ihm und symbolisiert den Klang des Universums. Einschwingen ist einfach, wie das Gefühl als Individuum mitzuschwingen mit der schwingenden Ganzheit. Darin liegt die erhebende, begeisternde und heilende Eigenschaft der Musik. Alle Naturvölker gebrauchen den Klang als Medium des Gebets, weil es die Verbindung zum Ganzen ermöglicht. Musik ist eine universelle Sprache und dafür ein wesentlicher Schlüssel zum Frieden und Fortschritt. Nutzt dieses Potenzial und die Synergien daraus, und eine gute Zukunft für jeden einzelnen wird daraus entstehen.

Diese Rede als MP3 …

Kontakt:

Dr. Motte, www.dr-motte.de