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Details zur Fuckparade 2006

Die Fuckparade startet am Samstag, den 29. Juli, um 14 Uhr am Bunker in der Reinhardtstraße in Berlin-Mitte. Auch im zehnten Jahr kämpfen wir für Subkultur und eine Stadtentwicklung, die den Menschen und einen lebenswerten Kiez zum Mittelpunkt hat, nicht Investoren, „Risikoabschirmung“ und leerstehende Büroflächen.

Mit 15 Redebeiträgen auf zwei Kundgebungen am Bunker und am Ende in der Nähe des Schloßplatzes haben wir einen neuen Rekord erreicht! Die Fuckparade ist ja ein offenes, sehr heterogenes politisches Netzwerk: In ihr finden sich Menschen aus der Clubszene und auch aus alternativen Wohnprojekten, und es ist nicht immer leicht, die Perspektive der anderen zu verstehen. Die einen werden politisiert, weil ihre Free Parties hochgenommen werden, die anderen sind politische Menschen, die auch mal gerne eine Party feiern. „Eigentlich wollen wir ja alle das Gleiche“, sagt Dr. Motte und bringt damit auf den Punkt, was uns vereint. Diesen Menschen bietet die Fuckparade als Demonstration eine Öffentlichkeit, um sich Gehör zu verschaffen:

  1. Arian Wendel (ProGraffiti): „Pro Graffiti“
  2. Benedikt Lux (Die Grünen) (kurzfristig abgesagt aus familiären Gründen)
  3. The Dirkness (Trashcave e.V.): „Berlins Kltr – jetzt neu mit ohne U, wie Untergrund“
  4. Hans Cousto (Eve & Rave): „Drogenpolitik in der Clubkultur“
  5. VertreterIn von FelS: „Sozialabbau“
  6. Karin B. (AbrissBerlin/Palastbündnis): „Stadtentwicklung in Berlin’s Mitte“
  7. Markus Beckedahl (netzwerk-neue-medien e.v.):
    „Kompensation ohne Kontrolle – für ein verbraucher- und künstlerfreundliches Urheberrecht“
  8. Mensch Meier (Initiative Zukunft Bethanien):
    „Privatisierung, Freiräume, Stadtplanung und kalkulatorische Kosten“
  9. Dr. Motte (Ex-Love Parade): „Techno-Szene“
  10. NexTSteffi (kurzfristig abgesagt)
  11. Schmacke aka Generalsekretär Bergpartei (Fakemasters / Bergpartei):
    „Kreativität kontra Sterilität? Kein Blatt vorm Mund!“
  12. Dr. Seltsam: „Künstler und Kultur unter kommerziellen Zwängen“
  13. Stefanie Gras (tuntenhaus in der k86): „Zur Situation der K86 und des Tuntenhauses“
  14. Trauma XP (Fuckparade): „10 Jahre Fuckparade
  15. Wolke 7: „Freiheit und Unterdrückung“

Neben den üblichen Demo-Flyern und Flugblättern mit der kommentierten Wegstrecke, die bei Touristen und Autofahrerinnen gleichermaßen beliebt sind, haben wir uns auf unsere Kernkompetenzen besonnen und Künstler aufgerufen, die Themen der Fuckparade musikalisch aufzugreifen. Die entstandene Fuckparade Compilation, GEMA-frei und unter einer Creative Commons Sampling Plus 1.0 Lizenz veröffentlicht. Sie enthält 14 überwiegend eigens für diese CD produzierte Musiktitel, unterbrochen von acht Skits. Zusätzlich enthält der Datenteil der CD sämtliche Flyer seit 1997. Wir haben 1.000 Stück produziert, die kostenlos oder gegen eine freiwillige Spende auf der Fuckparade verteilt werden.

Heute Vormittag geht Moog T. zum üblichen Kooperationsgespräch bei der Einsatzleitung der Polizei, heute Abend ist ein letztes Wagentreffen. Etwa ein Dutzend Soundsysteme sind dabei und aufgerufen, die Themen der Fuckparade in ihrer Musik, in Reden und Rap, und natürlich in Transparenten an den Wagen selbst auszudrücken. Klar verteilen sie auch Flyer und Flugblätter, diskutieren mit Passanten und passen auf, daß niemand unter die Räder kommt. Unsere Musik ist Meinungskundgabe, unsere Rapper die Wortführer, und die Form der Fuckparade unser Mittel, gehört zu werden. Wie z.B. neulich auf arte.

Weniger innovativ agiert die Versammlungsbehörde Berlin, die nach gescheiterten Versuchen in den Jahren 2001-2003 die Fuckparade wieder einmal nicht als Demonstration zulassen möchte. Vielleicht möchten sie auch nur die Chance ergreifen, eine schon vor längerer Zeit erdachte Strategie gerichtlich überprüfen zu lassen. Wie auch immer, wir haben gestern Abend dagegen Klage beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht und planen ansonsten weiter wie bisher.

Noch etwas Erfreuliches gibt es, denn wie im April angekündigt haben wir die Website der Fuckparade letzten Freitag beim BIENE-Award der Aktion Mensch und der Stiftung digitale Chancen eingereicht. Das ist ein Preis, der jährlich für die besten barrierefreien Internetauftritte vergeben wird. Da wir uns gegen jede Ausgrenzung wenden, online wie offline, erschien es nur konsequent, die Seiten zugänglich und möglichst einfach bedienbar für alle zu machen. Mag sein, daß wir noch nicht perfekt sind, dazu brauchen wir Eure Hilfe: bitte sagt uns, wenn Ihr Schwierigkeiten beim Benutzen der Seiten habt oder wenn Ihr Fehler bemerkt.

Und drückt uns die Daumen für den Award! Und für die Klage! Und das Wetter!

Kontakt:

Martin Kliehm (DJ Trauma XP)
trauma@fuckparade.org, www.fuckparade.org