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Ablehnungsschreiben des Polizeipräsidenten

Ablehnung

Die Versammlungsbehörde Berlin hat mit Schreiben vom Montag die Anmeldung der Demonstration „Fuckparade 2003“ für Samstag, den 5. Juli 2003 zunächst wieder abgelehnt.

In ihrem Ablehnungsschreiben beschreibt die Behörde wie in den Vorjahren das Märchen von den vergnügungssüchtigen Ravern, die nur hinter Wagen hertanzen. Wer jedoch einmal auf einer Fuckparade war, konnte feststellen, daß der Großteil der Demonstrierenden zum Teil fahrradschiebend mitgeht und sich sehr wohl des politischen Charakters der Demonstration bewußt ist. Der Unterschied zu anderen Demos liegt weniger in den Demonstrierenden, sondern in unserem eigenen, kreativen Ansatz, der uns letztlich auch Öffentlichkeit bringt. Außenwirkung – das Ziel einer jeden Demonstration. Und genau das wird uns zum Vorwurf gemacht.

Das Behördenschreiben ist größtenteils wortgleich mit dem vom Vorjahr. Auch damals wurde die Annahme der Anmeldung zunächst abgelehnt, nach zähen Verhandlungen schließlich drei Wagen mit Musik zugestanden. Unverfroren werden in dem Schreiben die inzwischen gerichtlich widerlegten Vorwürfe des Leiters der Versammlungsbehörde, Herrn Haß, als Argumente gegen die Fuckparade angeführt. (Vgl. Amtsgericht Tiergarten, AG 254 Cs 4/03)

Die Fuckparade wird sich dennoch in Verhandlungen mit dem Polizeipräsidenten in Berlin um eine Lösung bemühen und sich alle verfügbaren Rechtsmittel vorbehalten.

Redebeiträge

Unterdessen stehen die diesjährigen Redebeiträge auf der Fuckparade fest. Es wird von ca. 14:30-15:30 Uhr auf dem Alexanderplatz eine Auftaktkundgebung und von ca. 19:00-19:45 Uhr eine Endkundgebung am Bunker in der Reinhardtstraße in Mitte geben. Die Rede- und Rapbeiträge sind wie folgt:

  • Christopher Coenen (HU Berlin): Fuckparade
  • Elektra (Rigaer 54]): Musik als politische Äußerung
  • Mathias Hofmann: Partykultur – Verdrängung, Vertreibung, Vernichtung
  • Dirk Kronberger (Trashcave): Verdrängung der Subkultur aus dem Stadtkern
  • MC Bomsh: Fuckparade, Radioverbot, Gegen Nazis
  • MC Mr. Funny P (Freshflexa): Fuckparade, Gegen Nazis
  • Mike Riemel (border2000.org): Stadtentwicklung und Flyersoziotope
  • Hauke Schlichting (Blumenladen): Musik als politisches Medium
  • Pedram Shahyar (attac Berlin): Kommerzialisierung der Kultur
  • Trauma XP (Bembelterror Ffm): Fuckparade und Demonstrationsfreiheit
  • Carl-Friedrich Waßmuth (attac Berlin): Selbstversuch in neoliberaler Tautologie
  • Johannes Wilms (Radiokampagne): Für ein freies Stadtradio Berlin

Zur Demo-Strecke

Die Demonstrationsstrecke wurde so gelegt, daß sie eine Begehung der Orte ist, die von Schließung, Verdrängung und Vernichtung öffentlichen Raumes bedroht sind. Im Detail:

  • Alexanderplatz (zentrale Bedeutung, neue Mitte Berlins, öffentliche Diskussion über Kameraüberwachung, Umstrukturierung des öffentlichen Raums)
  • Otto-Braun-Straße (Haus des Lehrers)
  • Alexanderstraße (Bebauungsprojekt von öffentlichem Raum)
  • Stralauer Straße (Podewil Bühne, Rotes Rathaus)
  • Spandauer Straße, Spandauer Brücke
  • Hackescher Markt (Hackesche Höfe, Beispiel für fehlgeschlagene Investorenprojekte)
  • Rosenthaler Straße (Kulturzentrum Eimer und Haus Schwarzenberg)
  • Rosenthaler Platz (zentrale Schnittstelle der Vermischung gesellschaftlicher Strukturen)
  • Torstraße (Verdrängung etlicher kultureller Einrichtungen)
  • Tucholskystraße (dito)
  • Oranienburgerstraße (Postfuhramt, Tacheles)
  • Friedrichstraße (großer Leerstand anstelle von kreativer Zwischennutzung, verantwortet durch die Oberfinanzdirektion)
  • Reinhardtstraße (Verdrängung kultureller Einrichtungen, Mietexplosion durch Ansiedlung des Bundespresseamtes)
  • Albrechtstraße (Bunker, der Ausgangsort unserer Bewegung)

Kontakt

Thomas Rupp (DJ moog_t)
moog@fuckparade.org
Martin Kliehm (DJ Trauma XP)
trauma@fuckparade.org, www.fuckparade.org